Kirche und Kultur
Die Auferstehungskirche ist nicht nur ein geistlicher Ort, sondern auch ein lebendiger Raum für Kunst und Kultur. Mit wechselnden Ausstellungen, Konzerten und Lesungen wird sie zu einem Forum, in dem sich Spiritualität und zeitgenössische Kultur begegnen. Als offene Kirche lädt sie dazu ein, sich dem Ort in vielerlei Hinsicht zu nähern.
Die Kunst in der Auferstehungskirche eröffnet daher Künstlerinnen und Künstlern die Möglichkeit, ihre Arbeiten im Dialog mit der besonderen Architektur und Atmosphäre des Kirchenraums zu zeigen. Malerei, Fotografie, Skulptur oder Installation – die Vielfalt der künstlerischen Ausdrucksformen spiegelt die Offenheit der Gemeinde für Fragen, die über den Alltag hinausweisen.
So entsteht ein Ort der Begegnung: zwischen Glauben und Kunst, zwischen Gemeinde und Öffentlichkeit, zwischen Stille und Inspiration.
Die Ausstellungen



Die Würde des Ungefähren
Irmgard Pricker
September 2025 – November 2025
Mit feinen Schichtungen, tastenden Gesten und einer bewusst offenen Formensprache widmet sich Irmgard Pricker in ihrer aktuellen Ausstellung dem „Ungefähren“ – jenem Zwischenraum, in dem Gewissheiten verschwimmen und neue Sichtweisen entstehen.
Ihre Arbeiten bewegen sich an den Schnittstellen von Malerei und Zeichnung, Abstraktion und Andeutung. Linien und Flächen treten in einen Dialog, der nicht auf Eindeutigkeit zielt, sondern auf Resonanz. Das Ungefähre erhält dabei eine eigene Würde: als Gegenentwurf zu Klarheit und Kontrolle, als Raum für Freiheit, Unsicherheit und Vieldeutigkeit.
Prickers künstlerische Haltung lädt ein, die Unbestimmtheit nicht als Mangel, sondern als schöpferisches Potenzial zu erfahren. So öffnet die Ausstellung einen Resonanzraum für Betrachter:innen, in dem Wahrnehmung und Interpretation stets neu beginnen dürfen.



Ins Licht
Karl-Ludwig Lange
Oktober 2024 – November 2024
Der Künstler Karl-Ludwig Lange hat viele Bilder gemalt, die mit hoher Intensität sich auf den Übergang zwischen Leben und Tod konzentrieren. Was passiert in dem Moment des Sterbens? Wo geht es hin und was erwartetet uns im Tod?
Durch eine schwere Erkrankung hatte Karl-Ludwig Lange Nahtoterfahrungen, die er in seinen Bildern verarbeitet hat. Nach dem Krankenhausaufenthalt malte er erst liegende, leidende Figuren, die aber schnell von stehenden abgelöst wurden. Es sind schemenhafte menschliche Figuren in unterschiedlichen Licht- und Farbräumen. Kommt die angedeutete stehende Figur auf uns zu oder geht sie von uns weg?
Karl-Ludwig Lange hält einen Raum zwischen Leben und Tod fest und wirft die Frage auf, wie der Moment des Sterbens erlebt werden kann.
Die Ausstellung zieht in den Bann der verschiedenen Lichtspiele und Gefühle und hält dazu an, über das Leben nach dem Tod nachzudenken.




Über die Natur
Christiane Oellerich
April 2024 – Juni 2024
Die Ausstellung zeigte Werke der Künstlerin Christiane Oellerich in der Auferstehungskirche am Kurpark. Mit einem festlichen Gottesdienst, gestaltet von Pfarrerin Theodora Beer und musikalisch begleitet von der Kantorei unter Leitung von Kreiskantor József Opicz, wurde die Ausstellung feierlich eröffnet.
Christiane Oellerich, 1957 in Bremerhaven geboren, studierte an der Berliner Hochschule der Künste bei Hans-Jürgen Diehl. Von ihm übernahm sie die Freude am Spiel mit Abstraktion und Gegenständlichkeit sowie die expressive Kraft der Farbe. Diese Elemente hat sie zu einer unverwechselbaren Bildsprache weiterentwickelt, die gleichermaßen konzeptionell anspruchsvoll wie emotional zugänglich ist. Seit vielen Jahren stellt sie erfolgreich im nord- und mitteldeutschen Raum aus, oft auch in kirchlichen Kontexten.
Ihr künstlerisches Schaffen versteht Oellerich als eine Form der Erkenntnisarbeit. Statt die Natur direkt abzubilden, setzt sie sich in Malerei und Zeichnung intensiv mit ihren Phänomenen auseinander. In diesem Prozess entstehen Werke von großer Tiefe, die zum genauen Hinsehen und bewussten Wahrnehmen einladen. Die Ausstellung öffnet einen besonderen Raum, in dem die Besucherinnen und Besucher die Natur neu entdecken können – nicht durch bloßes Sehen, sondern durch bewusstes Schauen und Erkennen.

Jesus im Koran
Aziz El Khiar
März 2024 – April 2024
Der muslimische Künstler, 1970 in Marokko geboren und seit vielen Jahren in Gevelsberg lebend, hatte seit seiner Kindheit Freude am Schnitzen und Gestalten, später baute er sich in Gevelsberg eine eigene Tischlerei und ein Atelier auf.
Seine Ausstellung entstand aus seiner persönlichen Lebenssituation: Als bekennender Muslim, der mit Christen in einer Familie zusammenlebt, setzte er sich intensiv mit den beiden Weltreligionen auseinander. In seinen Bildern griff er Inhalte aus Koran und Bibel auf und stellte passende Suren und Bibelverse einander gegenüber. Ziel seiner Werke war es, das Gespräch zwischen Menschen unterschiedlicher religiöser Überzeugungen anzuregen und den gemeinsamen Glauben an einen Gott in den Mittelpunkt zu stellen. Auch Pfarrerin Theodora Beer erinnerte in ihrer Predigt zur Ausstellungseröffnung an die gemeinsamen Wurzeln von Juden, Christen und Muslimen.
Die Ausstellung fand großen Anklang bei den Besuchern, die die Gelegenheit zum Gespräch und Austausch nutzten. Muslime und Christen kamen miteinander ins Gespräch und konnten neue Perspektiven gewinnen. Besonders der junge Muslim Mohammed zeigte sich begeistert und betonte, wie sehr er sich schon lange eine solche Möglichkeit des Austauschs gewünscht hatte. Damit wurde die Ausstellung zu einem lebendigen Beispiel für Verständigung und friedvolles Miteinander.




Im Gegenüber
Astrid Mulch und Dirk Schormann
August 2023 – September 2023
Die Ausstellung „Sechzehn Köpfe im Gegenüber“ der Bad Oeynhausener Bildhauer Astrid Mulch und Dirk Schormann zeigt in der Auferstehungskirche eindrucksvoll, wie vielfältig und herausfordernd die Begegnung mit dem menschlichen Gesicht sein kann. Zur Eröffnung wurde das Projekt festlich mit Musik, Worten der Pfarrerin Theodora Beer sowie einer kunsthistorischen Einführung begleitet. Zahlreiche Besucher nutzten die Gelegenheit, die besondere Werkschau zu erleben.
Die sechzehn lebensgroßen Tonköpfe – acht weibliche und acht männliche – stehen sich wie zum Dialog gegenüber, auf Holzstelen platziert, sodass die Besucher mitten durch das „Gespräch“ hindurchgehen. Jede Büste trägt ihre eigene emotionale Botschaft: Angst, Sorge, Staunen, Freude oder Gelassenheit. Junge und alte Gesichter, offene und zurückgenommene Ausdrucksformen treten in einen stillen Austausch und laden den Betrachter ein, Teil dieses Dialogs zu werden. So entsteht ein Kaleidoskop menschlicher Stimmungen und Erfahrungen, das sowohl auf individuelle Lebensgeschichten verweist als auch allgemein gültige Emotionen spürbar macht.
Darüber hinaus verweist die Ausstellung auf tiefere existenzielle Fragen. Pfarrerin Beer erinnerte an den biblischen Ursprung des Menschen, der „nach Gottes Bild“ geschaffen sei, und betonte die Begegnung mit Gott „von Angesicht zu Angesicht“. Die Skulpturen eröffnen so auch einen spirituellen Zugang und regen zur Selbstreflexion an. Entstanden ist die Schau aus einem künstlerischen Dialog zwischen Mulch und Schormann, die jeweils acht Büsten formten und diese wechselseitig weiterentwickelten. Damit ist nach längerer Zeit wieder ein gemeinsames Werk der beiden Künstler entstanden, das in der Tradition Heraklits die Aufforderung erneuert: „Allen Menschen ist zuteil, sich selbst zu erkennen.“




Abendmahl
Eine Ausstellung mit Werken von den Reformationszeit bis heute
Die Ausstellung „Abendmahl“ in der Auferstehungskirche am Kurpark widmet sich einem der bekanntesten Themen der christlichen Kunstgeschichte. Dabei wurden 64 Werke aus fünf Jahrhunderten zusammengetragen, die zeigen, wie Künstlerinnen und Künstler verschiedener Zeiten und Kulturen das letzte Mahl Jesu mit seinen Jüngern interpretierten. Von Lucas van Leydens Kupferstich aus den 1530er Jahren bis hin zu modernen Arbeiten wie den farbintensiven Kompositionen von Ernst Fuchs reicht die Bandbreite. Zur Vernissage gestaltete Pfarrerin Theodora Beer den Gottesdienst, begleitet von Kreiskantor József Opicz und Querflötistin Katharina Ehlenbröker-Tönnies.
Im Zentrum der Schau steht die Frage, wie vertraute Bildklischees durchbrochen oder neu belebt werden können. So sind viele Werke von der klassischen Darstellung mit allen Jüngern auf einer Tischseite geprägt, während andere Künstler bewusst Leerstellen schaffen. Etwa Ben Willikens Drucke, die die Figuren ganz entfernen und den Betrachter dazu einladen, die Szene selbst innerlich zu ergänzen. Diese Vielfalt macht sichtbar, wie sich das ikonische Motiv über Jahrhunderte hinweg entwickelt, verändert und immer wieder neu interpretiert wurde.
Besonders eindrücklich sind Arbeiten, die den Betrachter direkt ins Geschehen hineinziehen: von weinseligen Tischgesellschaften, die wie alltägliche Szenen wirken, bis hin zu einer Olivenholzschnitzerei aus Bethlehem, die Platz für den Besucher am Tisch lässt – neben Judas. Hier wie in vielen Werken wird spürbar, dass das Abendmahl nicht nur ein fernes Heilsgeschehen ist, sondern auch eine Einladung, selbst Teil dieser Gemeinschaft zu werden.

Der Gedanken Freiheit
Elisabeth Lasche
August bis Oktober 2022
In der Ausstellung zeigte die Bielefelder Malerin Elisabeth Lasche eindrucksvoll, wie Farben und Formen Geschichten erzählen. Ihr Werk „Jeder Gedanke fliegt“ – ein großformatiges Wolkenbild – steht beispielhaft für ihre Malerei, die vom Übermalen lebt und immer wieder neue Dimensionen eröffnet. Wer ihre Bilder betrachtet, taucht ein in ein Meer aus Farben, entdeckt Bewegung, Tiefe und einen ganzen Mikrokosmos, der weit über das Sichtbare hinausgeht.
Für Elisabeth Lasche ist Kunst mehr als reine Ästhetik: Sie versteht ihre Arbeiten als Ausdruck von Leben im Kontext – mit der Natur, mit anderen Menschen und mit den zentralen Themen Gerechtigkeit und Frieden. Gerade in der heutigen Zeit erhalten diese Werte durch ihre Kunst eine besondere Aktualität und Bedeutung.
Ein Highlight der Ausstellung war eine fünfteilige Arbeit zum Deutschen Grundgesetz, die 2019 zum 70. Jubiläum dieses Gesetzeswerks entstand. Präsentiert wurde sie zunächst in den öffentlichen Verkehrsmitteln Bielefelds durch die Künstler:innengruppe K14. Mit der Wahl verschiedener Fremdsprachen betont Lasche die universelle Bedeutung jedes einzelnen Artikels und macht deutlich, dass Freiheit und Gerechtigkeit im Gesetz fest verankert und zugleich besonders schützenswert sind.

Was ist der Mensch?
Sammlung Johannes Beer
März 2022 – April 2022
Gerade die Verschiedenheit der knapp 70 Werke machte die Ausstellung so besonders. Johannes Beer erklärte, dass die Werke aus unterschiedlichen Erdteilen und Epochen stammten und Bilder aller Lebensstadien zeigten. Nachdem im Vorjahr bereits eine Ausstellung seiner Sammlung in Herford stattgefunden hatte, präsentierte er nun auch in Bad Oeynhausen ausgewählte Werke, die von Judith Schönwiesner in der Kirche installiert worden waren.
Die offizielle Eröffnung erfolgte mit einem Kunstgottesdienst, der musikalisch von József Opicz an der Orgel und Corina Friesen am Akkordeon gestaltet wurde. In seiner Predigt griff Johannes Beer das Thema der Ausstellung „Was ist der Mensch?“ auf und bezog sich dabei auf das Gemälde „Sitzender“ von Albert Merz (1990). Er stellte Fragen, die zum Nachdenken anregten: Was sah der „Sitzende“? Blickte er nach draußen, in einen Spiegel oder gar in sein Inneres? Vielleicht fragte er sich, wer er war – oder ob er selbst von jemand anderem beobachtet wurde.

Bild: Jenny Karpe
Königsskulpturen
Ralf Knoblauch
März 2020 – April 2020
Ralf Knoblauch, gelernter Tischler und Ständiger Diakon, hat über 200 Figuren geschaffen, die Menschen in ihrer Würde stärken sollen. Die Figuren tragen weiße Hemden oder Kleider und meist eine Krone – mal sichtbar, mal verborgen – und symbolisieren die Unzerstörbarkeit menschlicher Würde. Ursprünglich für kirchliche und soziale Arbeit in Bonner Brennpunkten geschaffen, sind mittlerweile 100 Figuren weltweit zu sehen, unter anderem in Chicago, Abu Dhabi und Indonesien.
Die Ausstellung thematisiert auch gesellschaftlich relevante Fragen: Trotz Anfeindungen wegen angeblich „dunkelhäutiger“ Figuren betont Knoblauch, dass die Skulpturen für alle Menschen stehen. In diesem Rahmen informiert die Gemeinde über das „Bündnis für Vielfalt“, das gegen Menschenverachtung, Extremismus und Demokratiefeindlichkeit eintritt.